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Wassereinlagerungen: Wie sie entstehen und was dagegen hilft

Haben Sie regelmäßig geschwollene Beine? Hier lesen Sie, welche Ursachen Wassereinlagerungen haben und was dagegen hilft.
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Dr. med Daniela Rose

Diabetologin und Nephrologin, NEDD*Grünstadt

Nach langem Sitzen oder bei hohen Temperaturen sind Wassereinlagerungen (Ödeme) für viele Menschen nichts Ungewöhnliches – das Wasser sammelt sich in den unteren Körperregionen und führt zu Schwellungen. Am häufigsten treten sie in den Beinen und Füßen auf. Da Wassereinlagerungen auch Begleiterscheinungen von Erkrankungen sein können, ist es wichtig zu verstehen, wie sie entstehen und was dagegen hilft.

Wie entstehen Wassereinlagerungen im Körper?

Bei Wassereinlagerungen sammelt sich Flüssigkeit im Körpergewebe an. Grundsätzlich ist es normal, dass ein kleiner Teil der Flüssigkeit aus den Blutgefäßen ins umliegende Gewebe übertritt. Das Lymphsystem nimmt diese Flüssigkeit (Lymphe) anschließend wieder auf und führt sie zurück in den Blutkreislauf. Funktioniert dieser Rücktransport jedoch nicht mehr ausreichend, verbleibt mehr Flüssigkeit im Gewebe und es entsteht eine Wassereinlagerung.


Ob Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in das Gewebe gelangt oder wieder in die Gefäße zurückfließt, hängt vor allem von zwei Kräften ab:

  • dem hydrostatischen Druck, der Flüssigkeit aus den Gefäßen in das Gewebe drückt
  • dem kolloidosmotischen Druck, der Flüssigkeit durch gelöste Eiweiße im Blut in den Gefäßen zurückhält

Normalerweise stehen beide Kräfte in einem ausgewogenen Verhältnis. Ist dieses Gleichgewicht aber gestört, verbleibt mehr Flüssigkeit im Gewebe und es kommt zur Wassereinlagerung. Auch ein eingeschränkter Abfluss über das Lymphsystem kann dazu führen, dass Flüssigkeit nicht vollständig abtransportiert wird.


Sie können sich diesen Mechanismus wie eine Ampelschaltung auf einer großen Straße vorstellen. Sind die Ampeln richtig geschaltet, fließt der Verkehr reibungslos. Wenn eine Ampel aber zu lange auf Grün steht und die folgende zu früh auf Rot schaltet, kommt es zum Stau auf der Straße. Das System läuft zwar weiterhin, aber das Gleichgewicht ist gestört.

Ursachen von Wassereinlagerungen

Die Ursachen von Wassereinlagerungen sind vielfältig und reichen von alltäglichen Umständen bis hin zu chronischen Erkrankungen. Gemeinsam haben sie, dass sie das zuvor beschriebene Gleichgewicht zwischen Gefäßen und Gewebe stören. 


Bewegungsmangel

Bewegungsmangel wie langes Sitzen oder Stehen führt dazu, dass sich Flüssigkeit, besonders in den Beinen, staut. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Flugreise. Bei Hitze ist dieser Effekt noch größer, weil sich die Gefäße weiten und der Rückfluss zum Herzen langsamer wird. 


Ernährung

Relevant ist vor allem die Salzaufnahme: Eine salzreiche Ernährung fördert die Wasseraufnahme des Körpers, weil Salz Wasser bindet. Ein Eiweißmangel kann ebenfalls dazu führen, dass weniger Flüssigkeit aus dem Gewebe in die Blutgefäße zurückfließt. In Deutschland kommt ein echter Eiweißmangel jedoch praktisch nicht vor.


Herz- und Kreislauferkrankungen

Wenn das Herz bei Erkrankungen wie koronarer Herzerkrankung (KHK) oder Herzschwäche nicht mehr ausreichend pumpt, staut sich das Blut vor allem in den Beinvenen. Dadurch steigt der Druck in den kleinsten Gefäßen (Kapillaren), sodass Flüssigkeit leichter ins umliegende Gewebe austritt – häufig zuerst in den Beinen und Knöcheln.


Nierenerkrankungen

Die Nieren regulieren den Flüssigkeitshaushalt im Körper, indem sie überschüssiges Wasser und Salze ausscheiden. Bei einer fortgeschrittenen chronischen Nierenerkrankung funktioniert das nicht mehr ausreichend. Flüssigkeit bleibt zurück und sammelt sich vermehrt im Gewebe an. Außerdem kann es passieren, dass die Nieren zu viel Eiweiß ausscheiden. Dadurch sinkt der kolloidosmotische Druck im Blut, was zusätzlich zu Wassereinlagerungen führt. Diese können dann sogar den Bauchraum und das Gesicht betreffen.


Lebererkrankungen

Auch eine geschwächte Leber kann den Flüssigkeitshaushalt beeinflussen: Wenn sie zu wenig Eiweiß (vor allem Albumin) produziert, sinkt der kolloidosmotische Druck im Blut und Wasser tritt ins Gewebe über.


Störungen des Lymphsystems

Bei einer Erkrankung des Lymphsystems ist der Abfluss der Lymphe gestört und es kann zu Wassereinlagerungen im Gewebe kommen. Ursachen können Lymphknotenverletzungen, Infektionen, Operationen oder Tumore sein. Man spricht dann von einem Lymphödem, das besonders häufig Beine, Füße oder Arme betrifft.


Venöse Stauung

Bei einer Venenschwäche, auch chronisch-venöse Insuffizienz genannt, arbeiten die Venenklappen in den Beinen nicht mehr richtig. Sie sollen eigentlich verhindern, dass das Blut in den Beinen zurücksackt und es gegen die Schwerkraft zum Herzen leiten. Wenn diese Funktion gestört ist, staut sich das Blut in den Venen. Der dadurch erhöhte Druck in den Gefäßen führt dazu, dass Flüssigkeit aus den Gefäßen in das umliegende Gewebe übertritt.


Hormonelle Veränderungen

Hormone steuern, wie viel Flüssigkeit der Körper speichert. Vor der Menstruation können hormonelle Schwankungen zu Wassereinlagerungen führen. Auch während der Schwangerschaft begünstigen hormonelle Veränderungen, der erhöhte Flüssigkeitsbedarf und der Druck der wachsenden Gebärmutter, dass mehr Wasser ins Gewebe austritt.


Medikamente

Einige Medikamente haben Wassereinlagerungen als Nebenwirkungen. Dazu zählen unter anderem:

  • Blutdruckmittel (Kalziumkanalblocker)
  • Kortisonpräparate
  • bestimmte Schmerzmittel (NSAR)
  • hormonelle Medikamente (zum Beispiel Antibabypille)
  • manche Diabetes-Medikamente

Wer solche Medikamente einnimmt und Schwellungen bemerkt, sollte mit der zuständigen Ärztin oder dem Arzt sprechen.

Symptome von Wassereinlagerungen

Die Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe führt in erster Linie zu Schwellungen an den betroffenen Körperstellen. Diese können grundsätzlich überall im Körper auftreten, am häufigsten sind jedoch Beine und Füße betroffen. In manchen Fällen zeigen sich Wassereinlagerungen aber auch an Händen, im Gesicht oder im Bauchbereich.


Typische Anzeichen sind:

  • sichtbare Schwellungen
  • ein Gefühl von Schwere oder Druck in den betroffenen Bereichen
  • aufgedunsenes oder gespanntes Gewebe
  • Abdrücke von enger Kleidung oder Schmuck auf der Haut
  • Dellenbildung, wenn auf die geschwollene Stelle gedrückt wird
  • Spannungsgefühl oder Schmerzen

Die Symptome können im Tagesverlauf aufgrund von langem Stehen oder Sitzen zunehmen. 

Wasser in den Beinen: Warum treten Wassereinlagerungen dort so häufig auf?

Wassereinlagerungen betreffen am häufigsten die Beine, Knöchel und Füße – die Schuhe werden enger, die Socken hinterlassen Abdrücke. Der Grund dafür ist hauptsächlich die Schwerkraft. Denn das Blut muss aus den Beinen gegen die Schwerkraft zurück zum Herzen transportiert werden.


Langes Sitzen, Stehen, Hitze oder Venenprobleme verlangsamen diesen Rückfluss. Dadurch steigt der Druck in den Gefäßen und Flüssigkeit kann leichter ins Gewebe austreten. Deshalb gehören „schwere“, „dicke“ oder „geschwollene“ Beine zu den häufigsten Formen von Wassereinlagerungen.

Behandlung von Wassereinlagerungen

Leichte und vorübergehende Wassereinlagerungen lassen sich meist gut durch einfache Maßnahmen wie Hausmittel wieder reduzieren. Treten die Wassereinlagerungen als Begleiterscheinungen chronischer Erkrankungen auf, ist es wichtig, in erster Linie die Grunderkrankung zu behandeln. Zusätzlich kann es notwendig sein, die Wassereinlagerungen selbst zu therapieren, um Beschwerden zu lindern und das Gewebe zu entlasten.


Möglichkeiten, um Wassereinlagerungen zu reduzieren:

  • Salzarm essen: Eine zu hohe Salzaufnahme begünstigt, dass Wasser im Gewebe eingelagert wird. Eine salzarme Ernährung hilft, den Flüssigkeitshaushalt zu regulieren.
  • Ausreichend trinken: Eine gute Flüssigkeitszufuhr von 1,5 bis 2 Litern pro Tag unterstützt den Transport von Blut und Lymphe und verhindert, dass der Körper Wasser „festhält“. 
  • Regelmäßig bewegen: Langes Sitzen oder Stehen sollte immer wieder unterbrochen werden, damit die Muskelpumpe aktiviert wird und das Blut besser aus den Beinen zum Herzen zurückfließen kann.
  • Wechselduschen: Der Wechsel zwischen warmem und kaltem Wasser regt die Durchblutung an und kann Schwellungen entgegenwirken.
  • Beine hochlegen: Durch das Hochlagern der Beine unterstützt die Schwerkraft den Abfluss eingelagerter Flüssigkeit.
  • Alkohol meiden: Alkohol entzieht dem Körper Flüssigkeit, kann aber gleichzeitig Wassereinlagerungen fördern.
  • Massagen und Lymphdrainage: Sanfte Massagen der betroffenen Körperstellen können Spannungsgefühle lindern und den Abfluss der Flüssigkeit unterstützen. Besonders wirksam ist die manuelle Lymphdrainage, bei der geschulte Fachkräfte durch spezielle, sanfte Grifftechniken den Lymphfluss anregen.
  • Kompressionsstrümpfe: Medizinische Kompressionsstrümpfe fördern den Rückfluss des Blutes aus den Beinen und können Wassereinlagerungen reduzieren.
  • Diuretika (Entwässerungsmedikamente): Diuretika können Wassereinlagerungen verringern, indem sie die Ausscheidung von Flüssigkeit über die Nieren erhöhen. Sie werden jedoch nur bei bestimmten Ursachen eingesetzt – etwa bei Herz-, Nieren- oder Lebererkrankungen – und dürfen ausschließlich ärztlich verordnet werden.

Sind Wassereinlagerungen gefährlich?

Nach langen Perioden des Stehens oder Sitzens sind Wassereinlagerungen nichts Ungewöhnliches und in der Regel unbedenklich. Die Schwellungen bilden sich meist über Nacht zurück. Beim Liegen kann das Blut wieder besser zum Herzen fließen, die Nieren scheiden die zuvor eingelagerte Flüssigkeit vermehrt über den Urin aus.


Wenn Wassereinlagerungen sehr plötzlich auftreten, nur ein Bein betreffen oder auch nach mehreren Tagen nicht weggehen, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Dann ist es wichtig, herauszufinden, ob eine Grunderkrankung vorhanden ist, die die Wassereinlagerungen auslöst.

Zusammenfassung

Bei Wassereinlagerungen sammelt sich Wasser im Körpergewebe an. Das passiert häufig nach langem Sitzen oder Stehen, bei heißen Temperaturen oder in der Schwangerschaft. Wassereinlagerungen können aber auch als Begleiterscheinung von Erkrankungen wie chronischen Nieren-, Leber- oder Herzerkrankungen auftreten. Wichtig ist dann vor allem, die Grunderkrankung zu behandeln. Zusätzlich empfiehlt es sich, auf Maßnahmen wie eine salzarme Ernährung, Bewegung und Wechselduschen zu achten.

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Dr. med Daniela Rose

Diabetologin und Nephrologin, NEDD*Grünstadt

Daniela Rose ist Fachärztin für Innere Medizin, Nephrologie, Endokrinologie und Diabetologie und seit 8 Jahren bei NEDD*Grünstadt tätig. Sie hat mehr als 20 Jahre klinische Erfahrung, unter anderem früher als Oberärztin bei der Universitätsmedizin Mannheim.