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Harnsäure: Was der Wert bedeutet und wie Sie ihn senken

Ihr Harnsäurewert ist erhöht? Hier erfahren Sie die Ursachen dafür und wie Sie Ihren Wert durch Ernährung senken können. Kategorie: Stoffwechsel
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Dr. med Daniela Rose

Diabetologin und Nephrologin, NEDD*Grünstadt

Ein erhöhter Harnsäurewert fällt oft zufällig bei einer Blutuntersuchung auf. Aber die wenigsten wissen, was der Wert bedeutet. In diesem Artikel erfahren Sie, was Harnsäure ist, warum zu viel davon im Körper zum Problem werden kann und wie eine angepasste Ernährung hilft, den Wert langfristig zu senken.

Was ist Harnsäure?

Harnsäure entsteht, wenn der Körper sogenannte Purine abbaut. Diese Purine sind natürliche Bestandteile der Zellen, genauer gesagt der DNA und RNA. Pro Tag produziert unser Körper etwa ein Gramm Harnsäure. Da der Stoff für den Körper keinen Nutzen hat, wird er über die Nieren und den Darm ausgeschieden. Die Menge der Harnsäure im Körper hängt von verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht und Ernährung ab.

Wie entsteht ein zu hoher Harnsäurewert?

Normalerweise besteht ein Gleichgewicht zwischen der Produktion und Ausscheidung von Harnsäure. Wird aber zu viel Harnsäure gebildet oder zu wenig ausgeschieden, steigt der Wert im Blut. Fachleute sprechen dann von einer Hyperurikämie.

Häufige Ursachen für einen erhöhten Harnsäurewert:

  • chronische Nierenerkrankungen
  • stark purinreiche Ernährung
  • bestimmte Medikamente (z. B. Diuretika)
  • Übergewicht oder Typ-2-Diabetes
  • genetische Veranlagung

Warum sind die Nieren so wichtig für den Harnsäurespiegel?

Etwa 80 % der Harnsäure wird über die Nieren ausgeschieden. Wenn die Nierenfunktion gestört ist, funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr zuverlässig – die Harnsäure sammelt sich dadurch im Blut. Deshalb haben viele Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung erhöhte Harnsäurewerte.

Welche Folgen kann ein hoher Harnsäurewert haben?

Harnsäure ist nur schlecht wasserlöslich. Ist zu viel davon im Blut, bilden sich kleine Kristalle. Diese können sich in den Gelenken ablagern und zu schmerzhaften Entzündungen führen – man spricht dann von Gicht. Typisch sind plötzlich auftretende Gelenkschmerzen, oft im großen Zeh.


Langfristig können sich die Kristalle auch im Weichgewebe oder in den Nieren ablagern. Das erhöht das Risiko für Nierensteine und kann die Nierenfunktion weiter verschlechtern.

Die richtige Ernährung bei erhöhtem Harnsäurewert

Mit einer angepassten Ernährung lässt sich der Harnsäurespiegel deutlich senken. Entscheidend ist vor allem, die Aufnahme von Purinen zu reduzieren. Auch ausreichend Flüssigkeit hilft, die Harnsäure besser auszuscheiden – vorausgesetzt, es besteht keine Trinkmengenbeschränkung aufgrund einer fortgeschrittenen Nierenerkrankung. Dann gilt: am besten mindestens 1,5 Liter pro Tag trinken.

Diese Lebensmittel enthalten besonders viele Purine:

  • Innereien
  • Fleischbrühe, Knochen- und Hühnersuppen
  • Haut von Geflügel und Fisch
  • Sardinen, Makrele und Meeresfrüchte

Diese Produkte sollten Sie möglichst ganz vermeiden oder nur sehr selten essen.

Tierische Lebensmittel bei erhöhtem Harnsäurewert

Fleisch, Wurst und Fisch enthalten zwar weniger Purine als die oben genannten Produkte, sollten aber trotzdem nur in Maßen auf den Teller landen. Unsere Empfehlung: Essen Sie max. 3 bis 4 Mal pro Woche fettarmes Fleisch oder Fisch – fettreicher Fisch wie Makrele eher selten, Lachs ist die bessere Wahl. Achten Sie auf naturbelassene Produkte mit wenig Salz.


Milchprodukte sind purinarm und können in Maßen Teil einer ausgewogenen Ernährung bei erhöhtem Harnsäurewert sein. Besonders fettarme Varianten wie Magerquark oder Joghurt sind gut geeignet. Achten Sie bei Käse auf den Salzgehalt. Auch Eier enthalten kaum Purine und sind deshalb gut geeignet – zum Beispiel als Frühstücksei oder als Zutat im Salat.


Pflanzliche Lebensmittel bei erhöhtem Harnsäurewert

Auch Gemüse, Obst, Pilze, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Nüsse können einen hohen Puringehalt haben. Diese Purine erhöhen den Harnsäurespiegel aber nur geringfügig oder gar nicht. Studien haben gezeigt, dass Purine in pflanzlichen Lebensmitteln eine andere Wirkung haben als tierische Purine und deshalb nicht bedenklich sind.

Alkohol bei erhöhtem Harnsäure wert

Alkohol stört den Harnsäurespiegel im Körper gleich doppelt: Zum einen regen alkoholhaltige Getränke die Harnsäurebildung in der Leber an, zum anderen stören sie die Ausscheidung der Harnsäure über die Niere. Beides lässt die Harnsäurekonzentration ansteigen. Bier, auch alkoholfreies, enthält aufgrund der Hefe zusätzlich Purine und trägt somit auch noch aktiv zur Erhöhung des Harnsäurespiegels bei.


Bei einem erhöhten Harnsäurespiegel ist es die beste Entscheidung, ganz auf Alkohol zu verzichten. Wenn Ihnen das schwer fällt, können Sie ab und zu ein Glas Wein trinken. Machen Sie das, was Ihrer Gesundheit und Ihrem Wohlbefinden gut tut.

Fruchtzucker bei erhöhtem Harnsäure wert

Fruchtzucker treibt den Harnsäurespiegel nach oben, weil beim Abbau Purine entstehen. Ist frisches Obst also doch ein Problem für den Harnsäurespiegel? Nein, aber bei großen Mengen Fruchtzucker ist Vorsicht geboten. Viele verarbeitete Produkte enthalten Fruchtzucker, weil es preiswerter ist, mit Fruktose-Glukose-Sirup statt mit Zucker zu süßen. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe lohnt sich. Und wie immer gilt: Greifen Sie zu unverarbeiteten Lebensmitteln, denn die enthalten garantiert keinen zugesetzten Fruchtzucker.


Lebensmittel mit hohem Fruchtzuckergehalt:

  • Fruchtjoghurt, Süßigkeiten, Speiseeis
  • Trockenfrüchten wie Rosinen, Datteln, Feigen, Pflaumen
  • Limonaden
  • Fruchtsäfte
  • Smoothies

Medikamente bei Hyperurikämie

Eine purinarme Ernährung ist der wichtigste Schritt, um erhöhte Harnsäurewerte zu senken. Wenn das allein nicht ausreicht, können Medikamente helfen. Ob und welches Mittel sinnvoll ist, entscheidet Ihre Ärztin oder Ihr Arzt. Häufig kommen Wirkstoffe wie Allopurinol oder Febuxostat zum Einsatz, die die Harnsäurebildung im Körper verringern. Auch entzündungshemmende Medikamente können zeitweise sinnvoll sein – zum Beispiel bei Gichtanfällen. Wichtig ist, dass die Therapie zu Ihrer gesundheitlichen Situation passt, vor allem bei eingeschränkter Nierenfunktion.

Zusammenfassung

Harnsäure entsteht beim Abbau von Purinen. Wenn die Nieren die Harnsäure nicht mehr ausreichend ausscheiden, steigt der Wert im Blut. Das kann Entzündungen in den Gelenken (Gicht) oder Schäden an den Nieren verursachen. Eine purinarme Ernährung, ausreichend Flüssigkeit und der Verzicht auf Alkohol helfen, den Harnsäurespiegel zu normalisieren. Bei Oska unterstützen wir Sie dabei, diese Veränderungen Schritt für Schritt in Ihren Alltag zu integrieren.

Quellen

Cleveland Clinic

Hyperuricemia (high uric acid level).

Abgerufen am 08.07.2025,

https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/17808-hyperuricemia-high-uric-acid-level


Apotheken Umschau

Harnsäure – Endprodukt des Purinstoffwechsels.

Abgerufen am 07.07.2025,

https://www.apotheken-umschau.de/diagnose/laborwerte/harnsaeure-endprodukt-des-purinstoffwechsels-736081.html


Apotheken Umschau

Gicht: Ursachen, Symptome, Therapie.

Abgerufen am 08.07.2025,

https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/gicht-ursachen-symptome-therapie-735409.html


Thieme Verlag (F. U. Müller-Ladner et al.)

Hyperurikämie und Gicht – Diagnostik und Therapie.

Dtsch Arztebl Int. 2016; 113(37): 623–631.

Abgerufen am 08.07.2025,

https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0041-104420.pdf


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Dr. med Daniela Rose

Diabetologin und Nephrologin, NEDD*Grünstadt

Daniela Rose ist Fachärztin für Innere Medizin, Nephrologie, Endokrinologie und Diabetologie und seit 8 Jahren bei NEDD*Grünstadt tätig. Sie hat mehr als 20 Jahre klinische Erfahrung, unter anderem früher als Oberärztin bei der Universitätsmedizin Mannheim.