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Muskelkrämpfe: Was kann man dagegen tun?

Muskelkrämpfe dauern meist nur wenige Sekunden, können aber sehr schmerzhaft sein. Wodurch entstehen sie und was hilft dagegen?
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Dr. med Anh-Thu Hentschel

Nephrologin,
Nephrologicum Lausitz

Fast jeder hat schon einmal einen Muskelkrampf erlebt – plötzliche Schmerzen, die die Bewegung unterbrechen oder den Schlaf stören. In diesem Beitrag erfahren Sie, was bei Muskelkrämpfen im Körper passiert, welche Ursachen sie haben können und was man machen kann, damit sie seltener auftreten.

Was ist ein Muskelkrampf?

Bei einem Muskelkrampf ziehen sich die Muskelfasern zusammen, ohne sich sofort wieder zu entspannen. Die Folge ist ein stechender Schmerz, der wenige Sekunden bis Minuten anhalten kann.

Bei einem Krampf können Teile eines Muskels, ein ganzer Muskel oder mehrere Muskeln einer Gruppe betroffen sein. Er kann in jedem Muskel des Skeletts vorkommen – besonders häufig sind aber Krämpfe in der Waden- und Fußmuskulatur.

Was sind Symptome eines Muskelkrampfs?

Muskelkrämpfe äußern sich meist durch einen plötzlichen, stechenden Schmerz. Die Intensität kann von leicht bis sehr stark reichen. Es kann passieren, dass sich der Muskel von alleine bewegt und ein leichtes Zucken zu sehen ist. In schweren Fällen kann sich der gesamte Muskel wie eine feste Kugel verhärten – dazu kommt es vor allem bei Beinkrämpfen. Nach besonders schmerzhaften Krämpfen kann die betroffene Stelle noch ein bis zwei Tage empfindlich sein.


Wenn Muskelkrämpfe auf eine neurologische Erkrankung zurückzuführen sind, können zusätzliche Symptome auftreten wie:

  • Muskelschmerzen und Muskelschwäche
  • Lähmungen
  • Taubheitsgefühle
  • Koordinationsprobleme
  • Schlafprobleme
  • Sehstörungen

Wer ist besonders häufig von Muskelkrämpfen betroffen?

Fast jeder hat im Laufe seines Lebens einmal einen Muskelkrampf, manche Menschen erleben sie aber regelmäßig. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu, sodass fast 50 % der Menschen über 65 Jahren regelmäßig – mindestens einmal pro Woche – an Muskelkrämpfen leiden. 


Bestimmte Gruppen haben besonders häufig Muskelkrämpfe:

  • Menschen über 65 Jahre
  • Menschen, die intensiv oder häufig Sport treiben
  • Säuglinge
  • Schwangere
  • Menschen mit Adipositas

Was sind Ursachen für Muskelkrämpfe?

Die Ursachen für Muskelkrämpfe sind vielfältig. Am häufigsten sind sie auf körperliche Belastung, Flüssigkeitsmangel oder Störungen im Elektrolythaushalt zurückzuführen. Auch bestimmte Erkrankungen oder Medikamente können eine Rolle spielen.

Typische Ursachen für Muskelkrämpfe im Alltag:

• Körperliche Überlastung bei Sport oder ungewohnten Bewegungen

• Starkes Schwitzen und zu wenig Trinken nach körperlicher  Anstrengung

• Kälte oder ungünstige Schlafpositionen

• Anspannung und Stress

Mögliche Ursachen durch Erkrankungen:

• Diabetes mellitus

• Nierenerkrankungen

• Hormonstörungen wie Schilddrüsenunterfunktion

• Erkrankungen des Nervensystems wie zum Beispiel Parkinson oder Polyneuropathie

• Muskelerkrankungen und Durchblutungsstörungen wie Myotonien und PAVK

• Nebenwirkungen bestimmter Medikamente wie Diuretika („Entwässerungstabletten”) oder Cholesterinsenker


Welche Arten von Muskelkrämpfen gibt es?

Aufgrund der verschiedenen Ursachen unterscheiden Mediziner:innen zwei Arten von Muskelkrämpfen: 


  • Idiopathische (funktionelle)

Muskelkrämpfe Diese treten ohne erkennbare Grunderkrankung auf. Sie sind meistens harmlos. 

  • Symptomatische Muskelkrämpfe

Diese sind Folge oder Begleitsymptom einer zugrunde liegenden Erkrankung.

Muskelkrämpfe bei Diabetes

Damit sich Muskeln richtig zusammenziehen und wieder entspannen können, benötigen sie Glukose und einen ausgeglichenen Elektrolythaushalt.


Bei einem niedrigen Blutzuckerspiegel fehlt der Muskulatur die nötige Glukose – Krämpfe können die Folge sein. Ist der Blutzucker dauerhaft zu hoch, scheidet der Körper vermehrt Glukose zusammen mit Wasser und Mineralstoffen aus. Dadurch sinkt die Menge an Elektrolyten im Körper, was ebenfalls Muskelkrämpfe begünstigen kann.


Wichtig: Muskelkrämpfe treten bei Menschen mit Diabetes vor allem dann vermehrt auf, wenn der Blutzucker nicht richtig eingestellt ist.


Langfristig kann es zudem zu Folgeerkrankungen von Diabetes wie einer diabetischen Nephropathie kommen – auch dabei können Muskelkrämpfe als Symptom auftreten.

Muskelkrämpfe bei Nierenerkrankungen

Die Nieren regulieren den Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt des Körpers. Bei einer Nierenerkrankung kann diese Funktion zunehmend eingeschränkt sein. Dadurch kann es zu Störungen des Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushaltes kommen, was Muskelkrämpfe zur Folge haben kann.


Auch Patient:innen, die bereits Dialyse erhalten, berichten oft über wiederkehrende Wadenkrämpfe. Ursachen können hier schnelle Veränderungen im Flüssigkeits- und Salzhaushalt während der Behandlung sein.

Was hilft bei Muskelkrämpfen?

Die meisten Muskelkrämpfe verschwinden nach wenigen Sekunden bis Minuten. Wissenschaftlich gesicherte Behandlungsempfehlungen gibt es bisher nur wenige. Diese Maßnahmen können helfen:

  • Dehnen und Massieren: Dehnen Sie den betroffenen Muskel langsam und kontrolliert, um ihn zu entspannen. Massieren Sie die verkrampfte Stelle anschließend sanft. Wenn Sie unsicher sind, wie Sie Ihre Beinmuskulatur dehnen, kann eine Physiotherapeutin oder ein Physiotherapeut unterstützen.
  • Kälte oder Wärme anwenden: Bei Schmerzen nach dem Krampf kann ein Kühlpack Linderung verschaffen. In der akuten Phase empfinden manche auch Wärme – etwa durch eine Wärmflasche oder ein warmes Bad – als entspannend.
  • Medikamente: In bestimmten Fällen können Medikamente helfen, häufige Muskelkrämpfe zu reduzieren. Dazu zählen etwa Muskelrelaxanzien oder Magnesiumpräparate. Nehmen Sie diese nur in Absprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ein.

Muskelkrämpfe vorbeugen

Treten Muskelkrämpfe häufig auf, etwa bei chronischen Erkrankungen, kann das sehr belastend sein. Mit gezielten Maßnahmen lässt sich die Häufigkeit jedoch oft verringern:


  • Regelmäßige Bewegung
  • Regelmäßiges Dehnen
  • Faszienrolle zur Lockerung der Muskulatur
  • Aufwärmen vor dem Sport und ein bewusster Cool-down danach
  • Ausreichend Wasser trinken (1,5 l pro Tag) – an heißen Tagen und nach schweißtreibendem Sport mehr
  • Viel Gemüse und Obst essen
  • Gut sitzende, nicht zu enge Schuhe tragen
  • Massagen

Wann ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll?

Gelegentliche Krämpfe sind meist unbedenklich. Bei folgenden Symptomen sollte jedoch ärztlicher Rat eingeholt werden:


  • sehr häufige oder langanhaltende Krämpfe
  • Krämpfe an ungewöhnlichen Stellen
  • zusätzliche Symptome wie Taubheitsgefühle oder Muskelschwäche
  • möglicher Zusammenhang mit Medikamenten

Fazit: Muskelkrämpfe verstehen und vorbeugen

Muskelkrämpfe sind zwar unangenehm, in den meisten Fällen aber harmlos. In Verbindung mit chronischen Erkrankungen können sie vermehrt auftreten. Gerade dann ist es wichtig, mit gezielten Maßnahmen gegenzusteuern. Regelmäßige Bewegung, Dehnen und eine ausgewogene Versorgung mit Flüssigkeit und Elektrolyten können helfen, Muskelkrämpfen vorzubeugen.

Quellen

Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Wöhrle J, Schneider A, Schulze-Bonhage A, u. a. (2018). Muskelkrämpfe – Pathophysiologie, Differenzialdiagnose und Therapie. Aktuelle Neurologie, 45(06), 377–386.


https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-0648-9162.pdf



Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). (2024). S1-Leitlinie 030-037: Crampi – Muskelkrampf. Version 2024-02.


https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-037l_S1_Crampi-Muskelkrampf_2024-02.pdf


Apotheken Umschau. (o. J.). Was hilft gegen Muskelkrämpfe? Abgerufen am 16.06.2025, von


https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/symptome/was-hilft-gegen-muskelkraempfe-818457.html


Mayo Clinic. (o. J.). Muscle cramp – Diagnosis and treatment. Abgerufen am 16.06.2025, von

https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/muscle-cramp/diagnosis-treatment/drc-20350825

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Dr. med Anh-Thu Hentschel

Nephrologin,
Nephrologicum Lausitz

Dr. Anh-Thu Hentschel ist Fachärztin im Nephrologicum Lausitz, zuvor war sie im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus tätig. Ihre Schwerpunkte sind Peritonealdialyse und Ernährung in der ambulanten Versorgung. Als medizinische Beraterin unterstützt sie Oska dabei, Menschen mit chronischen Erkrankungen individuell zu begleiten.