Blutdruck: Alles, was Sie wissen müssen

Dr. med Anh-Thu Hentschel

Dr. med Anh-Thu Hentschel

Nephrologin

Die Blutdruckmessung gehört zur Routine bei Arztbesuchen – doch was sagt der Blutdruck über Ihre Gesundheit aus? Welche Werte gelten als normal und ab wann wird es kritisch? Hier erfahren Sie das Wichtigste zum Blutdruck.

Was ist der Blutdruck?

Jedes Mal, wenn Ihr Herz schlägt, pumpt es Blut in die Blutgefäße. Über die Blutgefäße gelangen so Nährstoffe und Sauerstoff zu jedem Organ und zu jeder Zelle im Körper. Pro Minute pumpt das Herz etwa fünf Liter Blut durch den Körper – und das rund um die Uhr. Der Blutdruck ist die Kraft, die das Blut auf die Gefäßwände ausübt. 

Wie funktioniert der Bluttransport?

Zwei für den Blutdruck wichtige Arten von Blutgefäßen sind Arterien und Venen. Zusammen bilden sie das Gefäßsystem des Herzens. Arterien sind Gefäße, die vom Herzen weg in den Körper fließen – sie transportieren Sauerstoff und lebenswichtige Nährstoffe zu den Organen und ins Gewebe. Die Venen leiten das sauerstoffarme Blut zurück zum Herzen.


Das Herz erzeugt beim Pumpen eine Druckwelle, die das Blut in die Arterien drückt. Arterien sind darauf vorbereitet: Ihre dicke und elastische Muskelschicht hält der Druckwelle stand. Beim Blutfluss dehnt sich die Arterienwand aus und zieht sich anschließend wieder zusammen. Im Rhythmus des Herzschlags transportiert sie das Blut so Stück für Stück weiter. Je weiter das Blut Richtung Gewebe fließt, desto feiner und verzweigter werden die Gefäße. Da der Druck mit zunehmender Entfernung vom Herzen abnimmt, sind auch die kleineren Gefäße in der Lage, dem Druck standzuhalten.


Der Rückfluss des Bluts zum Herzen erfolgt mit deutlich geringerem Druck. Die Wände der Venen sind dünner und weniger muskulös als die der Arterien. Daher nutzen sie einen anderen Mechanismus, um das Blut zu transportieren. In den Venen wird das Blut durch die Anspannung der umliegenden Muskeln bewegt. Venenklappen verhindern dabei den Rückfluss: Sie öffnen und schließen sich und wirken wie eine Schleuse, die das Blut nur in eine Richtung durchlässt.


Was bedeuten die Blutdruckwerte?

Das Herz pumpt nicht kontinuierlich Blut in die Gefäße, sondern stoßweise. Deshalb werden bei einer Blutdruckmessung immer zwei Werte ermittelt. Ein Wert misst den Blutdruck, wenn sich das Herz zusammenzieht. Der andere misst den Blutdruck, wenn das Herz entspannt. Nicht nur das Pumpen des Herzens, sondern auch die Elastizität und der Durchmesser der Blutgefäße beeinflussen den Blutdruck.


Der obere Wert ist der systolische Blutdruck. Dieser wird gemessen, wenn das Herz Blut in den Körper pumpt. Der untere Wert ist der diastolische Blutdruck und wird gemessen, wenn sich das Herz entspannt. Die standardisierte Maßeinheit für den Druck in den Blutgefäßen ist Millimeter Quecksilbersäule, kurz mmHg.

Systolischer Blutdruck

Die Phase, in der sich der Herzmuskel zusammenzieht und Blut in die Arterien pumpt, ist die Systole. Der Druck, der dabei auf die arteriellen Gefäße wirkt, wird als systolischer Blutdruck bezeichnet. Bei der Blutdruckmessung ist dies der obere Wert.

Diastolischer Blutdruck

Die Diastole bezeichnet die Phase, in der sich der Herzmuskel entspannt und das Blut über die Venen zurück zum Herzen fließt. Das erklärt, warum der diastolische Druck immer niedriger ist als der systolische.

Wo misst man den Blutdruck?

Aufgrund der Anatomie der Gefäße und des Pumpmechanismus des Herzens ist der Blutdruck in der Nähe des Herzens am höchsten. Daher misst man den Blutdruck in der Regel am Oberarm, wo die Arterien nahe am Herzen verlaufen.Die Blutdruckmanschette sollte dann auf Höhe des Herzens liegen. Diese Stelle ist nicht nur ideal für eine genaue Messung, sondern auch praktisch, weil sie leicht zugänglich ist. Bei Messgeräten für das Handgelenk wird der Arm dafür entsprechend angewinkelt.


Worauf sollten Sie beim Blutdruck messen achten?

  • Messen Sie Ihren Blutdruck in Ruhe. Setzen Sie sich , lehnen Sie sich zurück und warten Sie 5 Minuten, bevor Sie mit der Messung beginnen. Die Füße sollten flach auf dem Boden stehen.
  • Entfernen Sie Kleidung am Oberarm, um einen Blutstau zu verhindern. 
  • Messen Sie mehrmals, um zuverlässige Werte zu erhalten.
  • Um Werte zu vergleichen, messen Sie am besten immer zur selben Tageszeit.


Was beeinflusst den Blutdruck?

Der Blutdruck ist dynamisch und reagiert deshalb auf bestimmte Situationen mit temporären Veränderungen. Blutdruckschwankungen können beispielsweise wegen folgender Ursachen auftreten:

  • Koffein wie in Kaffee, schwarzem und grünem Tee
  • Körperliche Aktivität
  • Wetterveränderungen 
  • Stress
  • Salzreiche Mahlzeiten
  • Alkohol
  • Nichteinnahme von Blutdruckmedikamenten


Auch tageszeitlich unterliegt der Blutdruck Schwankungen. Die Blutdruckwerte haben einen Tagesrhythmus. Nachts fällt der Blutdruck deutlich ab und erreicht zwischen zwei und drei Uhr morgens die niedrigsten Werte, weil wir liegen und nicht so viel Energie benötigen. Bis etwa neun Uhr morgens steigt der Blutdruck üblicherweise steil an, vormittags sinkt er wieder. Nachmittags kommt es erneut zu einem Anstieg, bis er gegen 19 Uhr seinen zweiten Höchstwert erreicht.


Welcher Blutdruck ist in welchem Alter normal?

Der Blutdruck ist ein wichtiger Indikator für den Gesundheitszustand. Deshalb wird er bei Check-up-Untersuchungen auch immer gemessen. Bei welchem Wert können Sie aufatmen? Wenn Sie zwischen 20 und 50 Jahre alt sind, ist ein Blutdruck von 120 zu 80 gesund. Kinder und Jugendliche haben einen niedrigeren Blutdruck – umso jünger der Mensch, desto niedriger ist der Blutdruck. Bei Menschen über 50 Jahren liegt der Blutdruck wiederum häufig über dem genannten Optimalwert. Grund dafür sind die Blutgefäße: Ihre Elastizität nimmt ab, wodurch der Blutdruck ansteigt. Deshalb liegt der angestrebte Normwert in dieser Altersgruppe bei etwa 150 zu 90.

Wann ist der Blutdruck zu hoch?

Nicht immer sind die Blutdruckwerte im Normbereich. Doch auch dann, wenn sie über 120 zu 80 liegen, muss es nicht direkt Bluthochdruck (Hypertonie) sein. Ihr Blutdruck ist zu hoch, wenn der systolische Blutdruckwert bei min. zwei Messungen in einer Arztpraxis über 140 zu 90 liegt. Beim Messen zu Hause gilt eine Obergrenze bereits bei einem Wert von 135 zu 85, wenn dieser an mehreren Tagen besteht. Dass der Richtwert für die Arztpraxis höher ist, liegt daran, dass hier die Aufregung häufig zu höheren Werten führt. Beim Messen zu Hause können Sie entspannen – das wirkt sich auf den Blutdruck aus.

Pulswert und der Zusammenhang zum Blutdruck

Der Pulswert sagt, wie häufig das Herz pro Minute schlägt. Blutdruckmessgeräte erfassen ihn meistens zusätzlich und geben ihn in „BPM” an. Die Abkürzung kommt aus dem Englischen „Beats per minute”, also Schläge pro Minute. Das Herz passt die Anzahl der Schläge an die Aktivität an: In Ruhephasen schlägt es langsamer, bei hoher Aktivität schneller. Sitzen Sie auf dem Sofa, stellt sich der Pulswert auf Ruhe ein. Dieser Ruhewert unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Optimal sind etwa 60 bis 80 Schläge pro Minute. Wer viel Sport macht, hat üblicherweise einen niedrigeren Ruhepuls.


Der Puls steht zwar mit dem Blutdruck in Verbindung, aber ein hoher Puls kann auch bei niedrigem Blutdruck vorkommen. Nur, weil der Blutdruck hoch ist, muss der Puls also nicht hoch sein.


Blutdruck und Herzgesundheit

Ein gesunder Blutdruck ist entscheidend für die Herzgesundheit. Langfristig erhöhter Blutdruck belastet das Herz-Kreislauf-System und kann das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere schwerwiegende Erkrankungen deutlich erhöhen. Ein optimal eingestellter Blutdruck entlastet das Herz und die Gefäße, fördert die Durchblutung und schützt das Herz vor Überlastung. Regelmäßige Blutdruckkontrollen und ein gesunder Lebensstil – mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Stressmanagement – tragen entscheidend zur Herzgesundheit bei. Achten Sie auf Ihre Blutdruckwerte, um Ihr Herz langfristig zu schützen.